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德语故事:Der Krippendieb
Argw?hnisch sp?hte Herr Blaulich durch die Glasscheibe seines Schaufensters. Der Josef war noch da. Maria auch. Was würde es diesmal sein? "Noch ein Schaf vielleicht?", dachte er ironisch, denn eine Herde hatte der Dieb ja noch nicht beisammen. Oder ob er wohl Gefallen an einem weiteren Hirten gefunden hatte? Nun, es schien alles normal zu sein, so normal wie es seit den letzten fünf Jahren nicht mehr gewesen war, als damals die erste seiner Krippenfiguren gestohlen wurde. Ein Ochse war es gewesen, mit r?tlich bemalter Tonhaut, ein hübsches Ding. Damals hatte Herr Blaulich noch an eine Unachtsamkeit seinerseits geglaubt, schlie?lich war er auch nicht mehr der Jüngste. Doch als im Jahr darauf die Maria verschwunden war, an der er wirklich gehangen hatte, konnte er nicht mehr an Zufall glauben. Die Frage, wer der Dieb sein k?nnte, blieb jedoch ungel?st. Dann, im n?chsten Advent, war es das Eselchen. Diesmal war Herr Blaulich vorbereitet gewesen, er hatte ein neues Türschloss angebracht und sich sogar einige N?chte selbst auf die Lauer gelegt, doch der Dieb schien entweder unsichtbar oder schlicht zu gewitzt zu sein; nie hatte er ihn zu Gesicht bekommen, bis nach der Nacht des dichten Schneefalls auch der Esel nicht mehr wie sonst keck aus seinem Stallanbau hervorlugte. Und in diesem Muster war es weitergegangen, jedes Jahr eine andere Figur. Herr Blaulich, dem seine - wenn auch kleine - Krippe sehr am Herzen lag, hatte natürlich dafür gesorgt, dass kein Platz lange leer blieb. Das konnte es doch nicht geben, eine Lücke in der Gemeinschaft der Heiligen Familie! So zierte nun ein Holzeselchen seines Neffen den Stall, daneben schmiegte sich ein t?nerner Ochse seiner Enkelin an die Wand aus Moos und Zweigen. Die Sch?fchen waren auf jedem Weihnachtsmarkt nachzukaufen gewesen, und den Hirten hatte ihm eine alte Stammkundin mitgebracht. Mit seiner Maria war Herr Blaulich sehr zufrieden; auf einer Wallfahrt hatte sie ihn aus einem Schaufenster der vielen Touristenkiosks angesehen, mit ernsten, aus schlichtem hellem Holz geschnitzten Augen. Nun waren also wieder alle Figuren in ihrer Jahrtausende alten Aufstellung vertreten; undenkbar dass jemand Hand an dieses Bild der Liebe legen sollte. Zufrieden sperrte Herr Blaulich den Laden auf. Der alte Schlüssel knarzte im Schloss, nach einem leichten Tritt gegen die ?u?ere Kante sprang die blaue Holztür jedoch erstaunlich leicht auf. Innen schwirrten Staubflusen im ersten Lichtschein des Tages. Schnell schritt Herr Blaulich zum Fenster, lie? den Rollo hinauf und frische kalte Schneeluft str?mte in das kleine Eisenwarengesch?ft. Herr Blaulich sah sich versonnen um, blickte auf die vielen mit staubigen Nageldosen und Werkzeugk?sten überladenen Holzregale und dachte wieder einmal: "Noch dieses Weihnachten, dann mach ich den Laden dicht." Er lebte in diesem Beruf mehr schlecht als recht und oft auch auf sein Erspartes hin, doch sein Eisenwarenhandel besa? einen langj?hrigen Ruf im Viertel. Viele der gelegentlichen Kunden kannten ihn noch von deren Eltern, und so hatte sich Herr Blaulichs Gesch?ft immer weiter durchgesetzt. Der alte Inhaber trat hinter den Verkaufstresen, sperrte gewissenhaft die Kasse auf und machte sich an die Arbeit. Nachdem die allt?glichen Dinge des Morgens erledigt waren, hatte Herr Blaulich nichts weiter zu tun, als auf Kunden zu warten. Er hatte sich auf diese Art angew?hnt, mit sich selbst zu wetten, wer als erstes kommen würde. Falls er gewann, nahm er sich sp?ter ein Heidelbeerbonbon aus dem Glas für Kinder. Die meisten von ihnen waren schon klebrig und hatten über die Zeit hin einen hellen Schimmer angenommen, doch Herr Blaulich liebte den s?uerlichen Geschmack seit seiner eigenen Kindheit. Pl?tzlich, mitten in einem l?ngeren Gedankenfluss über die unnütze Anschaffung an Bohrmaschinen, zu der er sich letzten Monat hatte überreden lassen, runzelte er erschrocken die Stirn. Was, wenn sein Dieb ernsthaft erkrankt war? Denn es war seit fünf Jahren das erste, in welchem kein Verlust an Krippenfiguren zu beklagen war. In drei Tagen war Weihnachten, und viel Zeit konnte der Unbekannte sich nicht mehr lassen. Herr Blaulich schlug mit der flachen Hand auf die Thekenplatte. "Verrückt", dachte er. "Verrückt, dass der Kerl mir seit über vier Jahren Krippenfiguren stiehlt und ich mir Gedanken darüber mache, ob er sich gesundheitlich wohlauf ist! Das muss ein Ende haben." Es klingelte durchdringend. Von dem pl?tzlichen Ger?usch erschreckt zuckte Herr Blaulich zusammen, doch es war nur Pedro, der kleine Schwarzhaarige aus der Nachbarsiedlung, der - wie an jedem 21. - ein wenig Lametta einkaufte. Dieses hatte Herr Blaulich gemeinsam mit ein paar Schokoladennikol?usen, bunten Lichterketten und einigen Holzanh?ngern in sein Repertoire aufgenommen, um ein bisschen zus?tzlichen Weihnachtsumsatz zu machen. Da allerdings au?er der festen Kundschaft ohnehin keine Kunden auftauchten, war auch diese Investition nicht gerade eine Meisterleistung gewesen. Der weitere Tag verlief ruhig und ohne besondere Vorkommnisse. Bis Mittag betrat keine weitere Kundschaft mehr den Laden, und als Herr Blaulich um 11:30 Uhr sein Gesch?ft abschloss, um sich im "Wei?en Lamm" eine Suppe servieren zu lassen, hatte er wieder einmal das dumpfe Gefühl, er sollte den Laden nach Weihnachten endgültig schlie?en. Am n?chsten Morgen traute Herr Blaulich seinen Augen nicht: Wo war sein Engel? Die Figur mit wei?em Kleidchen und Kraushaar, mit den Plüschflügeln und dem goldenen Heiligenschein? Der Ladenbesitzer presste das Gesicht wieder an die Scheibe. Vor einer Woche, pünktlich wie immer, hatte Herr Blaulich ihn sorgsam an die Spitze der Krippe gesteckt und mit Draht fixiert. Und nun - weg! "Wie jedes Jahr", dachte sich der alte Mann, "weshalb rege ich mich eigentlich noch auf?" Das n?chste Weihnachtsfest kam schnell und stürmisch, wie eine Windb?e, die alles mit sich forttr?gt und die Stadt über Nacht wei? bepudert. Noch eine Woche vor Heiligabend hatte Herr Blaulich keine Zeit gehabt, überhaupt an den Krippendieb, wie er ihn nun in Gedanken nannte, zu denken; so turbulent waren die Tage auch für sein kleines Gesch?ft gewesen. Und dann, als er drei Tage vor Weihnachten morgens an sein Schaufenster trat, spürte er eine ganz unerkl?rliche und l?cherliche Vorfreude in sich aufsteigen. Ja, fast k?nnte man sagen, er war gespannt auf das was kommen würde. Hatte der Dieb sich an den Josef gewagt? Bewusst lie? er seine Blicke zuerst über Jesus und Maria gleiten. Ja, sie waren beide da, und auch der neue Engel fügte sich ganz vorzüglich zwischen die anderen Figuren ein. Das Sch?fchen graste friedlich neben dem Hirten; und dessen Blick wiederum ruhte auf Josef. Es war nichts passiert. Herr Blaulich war beruhigt. Doch als er an diesem Abend sein Schl?fchen auf dem Sofa hielt, bevor er zu Bett gehen würde, geschah etwas Merkwürdiges. Er tr?umte ganz real, als ob es wieder Morgen w?re, dass er zu seinem Laden ginge. Im Traum war alles wie immer, bis er durch das eisige Schaufenster seines Gesch?ftes blickte. ... es war weg! Herr Blaulich war wider Erwarten ehrlich bestürzt. Das Jesuskind war verschwunden, und in der Krippe brannte stattdessen ein einsames wei?es Teelicht im Stroh.
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